Marktgeschichte
Zum Ende des 19. Jahrhunderts verlieh der Herzog von Braunschweig–Lüneburg dem Flecken Liebenau das Recht, dreimal im Jahr einen Markt im Flecken abzuhalten. Der Standort der Märkte wechselte im Laufe der Jahre zwischen dem Hausplatz, der Löwinne und der Ortstraße. Diese Märkte waren neben dem Schützenfest die Höhepunkte des sonst so entbehrungsreichen Ablauf des täglichen Lebens.
So auch für unsere drei Freunde: Heiner, Pio und Schommi. Was gab es da nicht alles zu bestaunen? Ein Furzkünstler aus Frankreich, eine Vorführung und Boxkampf mit einem jungen Bären, eine geheimnisvolle Wahrsagerin, gruselige Geschichten eines Bänkelsängers und sogar ein Wettlauf mit den Jungen aus Steyerberg.
Ob Heiner, Pio und Schommi diesen Wettlauf wohl gewinnen werden?
Matten, Matten, Mähren in der Ortstraße
Am Martinstag (11. November) ziehen Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen mit Beginn der Dämmerung von Haus zu Haus und singen das plattdeutsche „Matten, Matten, Mährenlied“. Als Belohnung bekommen sie Süßigkeiten und Obst geschenkt, das sie in Stoffbeuteln sammeln. Bekommen die Kinder dagegen nichts, bedanken sie sich mit dem Schmähvers „Witten Twirn, swatten Twirn, ole Hexe gifft nich gern!“
Ob Heiner, Pio und Schommi wohl ihre Beutel gefüllt kriegen?
Hochzeit in der Kirchstraße
Else, die älteste Tochter in der Familie des Bauern H. Kraft in der Kirchstraße 183, wird als Dienstmagd bei dem Schlossermeister F. Deterding angestellt. Dort soll sie die Schulden ihres Vaters abarbeiten. Dabei verliebt sich Else in Alfred, den Sohn der Deterding-Familie.
Schon bald ist Hochzeit, die mit all denen damals in Liebenau üblichen Bräuchen gefeiert wird.
Ob bei der Trauung in der Laurentius-Kirche und bei der Feier auf der Diele des Kraft-Hauses wohl alles glattgehen wird ?
Kartoffelferien
Was heute die Herbstferien sind, waren noch Anfang des 20. Jahrhunderts die Kartoffelferien, Die Kinder erhielten während der Kartoffelernte im Herbst Ferien von der Schule.
Das Ausheben und Einsammeln der Kartoffeln wurde früher per Hand vorgenommen und war eine sehr anstrengende Arbeit.
Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts mussten die Menschen im Boden wühlen, mit einer Forke vorsichtig die Kartoffelnester ausheben und die Knollen einsammeln.
So machte sich auch Familie Kraft aus der Kirchstraße Anfang Oktober auf zum Kartoffelauskriegen auf den Weg nach ihrem Feld „Hinter den Eichen“.
Ob an diesem sonnigen Herbsttag wohl alles im Sinne der Krafts verläuft?