Unsere Homepage wird ständig durch neue Texte, Bilder und Hörspiele weiterentwickelt.

Kritik und Anregungen dazu bitte an die Gestalter (Impressum).

Diese Seiten sollen euer Interesse und Verständnis für das Leben im alten Liebenau wecken,

sie sollen euch aber auch unterhalten. Das haben wir uns zum Ziel gesetzt.

Diese drei Inhalte findest du auf unserer Homepage:

Unsere Motivation

Dieser Abschnitt unserer Homepage soll euch eine Hilfe sein, mehr über den geschichtlichen Hintergrund der Ereignisse in Liebenau zu erfahren. Wir hoffen, dass dadurch eine Neugierde auf weitere Informationen zu der jeweiligen Epoche geweckt wird.

Unser Projekt

Zu den erwähnten Sachtexten haben wir fiktive Alltagsgeschichten erfunden. Sie sollen uns das Leben unserer Vorfahren verdeutlichen. Sach- und fiktive Geschichten werden immer wieder durch Bilder aufgelockert und dienen einem besseren Verständnis von Vergangenheit.

Unsere Audios

Wir haben die Alltagsgeschichten für Menschen, die nicht so gerne lesen, als kleine Hörspiele vertont. Viel Freude beim Hören!

Liebenau im 1. Jahrtausend -Sachtexte-

Vom Leben der Liebenauer Altsachsen
Von den Machtkämpfen der Grafen von Hoya mit den Mindener Bischöfen

Liebenau im 1.Jahrtausend.pdf

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Das Zeitalter der Landsknechte -Sachtexte-

Liebenau und das Ende der Grafen von Hoya
Der Amtmann Ernst von Reden
Der Dreißigjährige Krieg

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Liebenauer Handwerke im 18. Jahrhundert -Sachtexte-

Das "Stadtelein" Liebenau
Das Handwerk im 18. Jahrhundert
Die 4 wichtigen Handwerke

Liebenauer Handwerke im 18. Jahrhundert.

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Liebenau im 19. Jahrhundert -Sachtexte-

Die "gute alte Zeit"
Auswanderung nach Amerika
Liebenau unter preußischer Herrschaft

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Liebenaus Weg ins 20. Jahrhundert -Sachtexte-

Ackerbüger
Eisenbahnlinie Nienburg - Rahden
Elektricitätswerk Liebenau

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Liebenau im 1. Jahrtausend -fiktive Texte-

Die wilde Jagd
Lebuins Missionsreise zu den Chauken
Mord in der Burg Lewenawe

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Das Zeitalter der Landsknechte -fiktive Texte-

Otto ohne Ohr
Martha und der Drost von Reden
Albert und der Dreißigjährige Krieg

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Liebenauer Handwerke im 18. Jahrhundert -fiktive Texte-

Eine "zünftige" Versammlung
Ein Wander-Tagebuch erzählt
Verschwörung in der Klöppelschule

Liebenauer Handwerke im 18. Jahrhundert.

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Liebenau im 19. Jahrhundert -fiktive Texte-

Der Hinker und der Zucker
Auf nach Amerika
Überfahrt nach Amerika
Die Liebenauer Korn-Brennerei

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Liebenaus Weg ins 20. Jahrhundert -fiktive Texte-

Emma unter Dampf
6 uhr 50 ab LIEBENAU (HAN)
Eisen, Lumpen, Knochen und Papier

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Zwei Straßen können viel erzählen

Drei Freunde - eine Straße -

Ortstraßen-Geschichten

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Zwei Familien - eine Straße -

Kirchstraßen-Geschichten

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Matten, Matten, Mähren in der Ortstraße

Am Martinstag (11. November) ziehen Mädchen und Jungen in kleinen Gruppen mit Beginn der Dämmerung von Haus zu Haus und singen das plattdeutsche „Matten, Matten, Mährenlied“. Als Belohnung bekommen sie Süßigkeiten und Obst geschenkt, das sie in Stoffbeuteln sammeln. Bekommen die Kinder dagegen nichts, bedanken sie sich mit dem Schmähvers „Witten Twirn, swatten Twirn, ole Hexe gifft nich gern!“

Ob Heiner, Pio und Schommi wohl ihre Beutel gefüllt kriegen?

Hochzeit in der Kirchstraße

Else, die älteste Tochter in der Familie des Bauern H. Kraft in der Kirchstraße 183, wird als Dienstmagd bei dem Schlossermeister F. Deterding angestellt. Dort soll sie die Schulden ihres Vaters abarbeiten. Dabei verliebt sich Else in Alfred, den Sohn der Deterding-Familie.

Schon bald ist Hochzeit, die mit all denen damals in Liebenau üblichen Bräuchen gefeiert wird.

Ob bei der Trauung in der Laurentius-Kirche und bei der Feier auf der Diele des Kraft-Hauses wohl alles glattgehen wird?

Kartoffelferien

Was heute die Herbstferien sind, waren noch Anfang des 20. Jahrhunderts die Kartoffelferien, Die Kinder erhielten während der Kartoffelernte im Herbst Ferien von der Schule.

Das Ausheben und Einsammeln der Kartoffeln wurde früher per Hand vorgenommen und war eine sehr anstrengende Arbeit.

Noch bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts mussten die Menschen im Boden wühlen, mit einer Forke vorsichtig die Kartoffelnester ausheben und die Knollen einsammeln.

So machte sich auch Familie Kraft aus der Kirchstraße Anfang Oktober auf zum Kartoffelauskriegen auf den Weg nach ihrem Feld „Hinter den Eichen“.

Ob an diesem sonnigen Herbsttag wohl alles im Sinne der Krafts verläuft?

(noch in Bearbeitung)

Godehard, ein Jüngling aus dem Stamm der Liebenauer Altsachsen, wird von seiner Sippe für vier Wochen in die dunklen Wälder am linken Ufer der Aue geschickt. Dort muss er ganz auf sich allein gestellt beweisen, dass es für ihn an der Zeit ist, in den Kreis der Krieger seines Stammes aufgenommen zu werden. Ob Godehard wohl alle die von ihm verlangten Mutproben erfüllen kann? Und dann ist da auch noch Godelinde, die Tochter des Häuptlings des Nachbarstammes!

Lebuin, ein angelsächsischer Mönch, wird zusammen mit seinem Adlatus Markhelm von seinem Abt ins Land der heidnischen Chauken geschickt. Auf ihrem Weg Aue aufwärts kommen sie auf den Hof des Freien Siegwart To Bructorp. Als dessen Sohn Leutbert an der Seitenkrankheit erkrankt, kann Lebuin sein Können als Heilkundiger anwenden.

Ob es ihm das gelingt und ihm hilft seine Missionsreise erfolgreich fortzusetzen?

Aus Rache an ihrem Verrat lässt der Bischof von Minden zwei seiner Ritter auf der Burg der Grafen von Hoya grausam ermorden. Mit Hilfe ihres Burgvogtes machen sich die Herren der Burg Lewenawe daran, die scheußlichen Morde aufzuklären. Und schon bald finden sie eine erfolgversprechende Spur. Können sie dem Mindener die beiden Morde nachweisen, und so weitere Morde und Blutrachen verhindern?

Bereits mit 15 Jahren tritt Otto als Landsknecht in den Dienst der Grafen von Hoya ein, da er für sich keine Zukunft auf dem Hof seiner Eltern sieht.

In zahlreichen Kämpfen beweist er seine Tapferkeit und steigt zum Feldwebel und zum Vertrauten der Grafen auf.

Doch wie ist Otto zu seinem Spitznamen "Otto ohne Ohr" gekommen?

Martha wird mit ihren Eltern, dem Müllerehepaar Hillmann, im Verlies des Amtmanns von Reden gefangengehalten. Es gelingt ihr zu ihrem Onkel nach Steyerberg zu fliehen. Dort verliebt sie sich in Marcello, den Sohn eines Zirkusbesitzers. Martha schließt sich der Gauklertruppe an und zieht mit ihnen durch die Lande. Dabei erfährt sie, dass der Amtmann ihren Vater hat köpfen lassen. Auch nach Liebenau kommt der Wanderzirkus wieder.

Ob Martha wohl Rache an dem Amtmann nimmt?

Mit dem Lehrjungen Schorse und dessen Lehrherrn Krummdiek nehmen wir Teil an dem handwerklichen und bäuerlichen Alltag einer Ackerbürgerfamilie. Wir erleben eine „zünftige“ Versammlung der Stuhl- und Tischlerzunft und den gemeinen Betrug mit den Rohrstühlen durch den amerikanischen Cousin an dem Zunftmeister. Aus Ärger darüber ertränkr er seinen Kummer in Alkohol. Als Krummdiek nach einer durchzechten Nacht seiner Frau einen nicht bös gemeinten Streich spielt, kommt es zu einem tragischen Ereignis.

Da für das Erlangen einer Meisterstelle nach den Regeln der Weberzunft eine dreijährige Wanderzeit vorgeschrieben ist, begibt sich der Webergeselle Jakob Bokelmann auf die Wanderschaft (Walz). Sie führt ihn durch halb Europa. Jakob erlebt zahlreiche gefährliche, aber auch lustige Abenteuer. Er lernt viele neue Arbeitstechniken kennen und begegnet ihm nicht immer freundlich gesinnten Menschen. In Schlesien muss Jakob seine Wanderschaft abbrechen, da sein Vater schwer erkrankt ist.

Ob Jakob trotzdem von der Liebenauer Weberzunft zur Meisterprüfung zugelassen wird?

Dezember 1810 – Liebenau gehört zum Kaiserreich Frankreich unter der Herrschaft Napoleons I. Als Franzosen müssen die wehrtüchtigen Männer nun in dem Canton und der Mairie Liebenau Dienst in der kaiserlichen Grande Armée leisten. So auch Johann Knüppel, wohnhaft am Hausplatz 129.

Mit Hilfe seiner Bauernschläue und seiner Schlitzohrigkeit gelingt es ihm, sich vor dem Kriegsdienst zu drücken. Johann soll als Ortskundiger an der Heimatfront in der Liebenauer Heide ein Manövergelände erkunden.

Ob es ihm wohl gelingt, die wirren Kriegsjahre bis Waterloo heil zu überstehen?

Liesel, Anna und ihre Freundinnen lernen in der Klöppelschule der Frau Bührmann das Klöppeln von Spitzen nach Liebenauer Art.

Eines Tages bekommen sie Besuch von Lily, der Tochter des Amtmannes von Reden. Die befiehlt ihnen, ihr Hochzeitskleid aus der kostbaren Point de Lille-Spitze zu klöppeln. Natürlich ohne Lohn, dafür mit einem Geschenk, das die Schülerinnen selbst geklöppelt haben.

Enttäuscht und wutentbrannt schmieden die Mädchen unter Liesels Führung einen Plan, wie sie sich für die gemeine Behandlung rächen können.

Ob ihnen der überlegt ausgedachte Plan wohl am Hochzeitstag gelingt?

Heinrich und Anna, Kinder der Stuhlmacherfamilie Krummdieck, beschließen 1868 nach Ameriks auszuwandern. Sie haben wegen der aussichtslosen Lebensumstände keine Hoffnung mehr auf ein einigermaßen auskömmliches Leben in ihrer Liebenauer Heimat.

Deshalb bitten sie ihren Vetter Henry, der schon vor vielen Jahren nach Baltimore ausgewandert ist und dort eine erfolreiche Rohrstuhlfabrik betreibt, ihnen das Geld für eine Überfahrt nach Amerika zu leihen.

Der Vetter erfüllt seinen Liebenauer Verwandten deren Wunsch, schickt ihnen eine Schiffsfahrkarte und schon bald brechen Anna und Heinrich von Bremerhaven nach Amerika auf.

Johann Wehrenberg bekommt vom Bürgermeister Wiegmann den Auftrag, den Aufrührer Dunekacke nach Bremerhaven auf ein Schiff zur Abschiebung nach Amerika zu bringen. Auf der Fahrt dorthin macht sich der Halunke aus dem Staube, und Johann nutzt die Gelegenheit mit den Papieren des Verbrechers selbst nach Amerika auszuwandern.

Während der Überfahrt müssen Johann und sein neuer Freund Ernst viele gefährliche Abenteuer bestehen, bis sie nach sechs Wochen endlich in New York ankommen.

Ob sich für die beiden ihr Traum vom Land, wo Milch und Honig fließen, erfüllt?

Die technischen Erfindungen am Ende des 19. Jahrhunderts machten auch vor unserem Flecken nicht Halt. Durch den Einsatz von Dampfkraft und Elektrizität gerieten viele auf Manufaktur ausgerichteten Betriebe in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

So auch die Kornbrennerei Freese in der Langen Straße. Durch Zufall entdeckte Alfred, der Sohn des Kornbrenners Freese, bei seinem Schwager in Stolzenau den alten Kessel einer Dampfmaschine. Gemeinsam mit seinem Freund Fritz wollten sie die Arbeitsgänge der Schnapsproduktion mit Hilfe der Dampfkraft beschleunigen.

Ob ihre Ideen wohl von Erfolg gekrönt waren?

Auf den folgenden Seiten erzählen Nachkommen der ersten Einwanderer

über deren Leben in der neuen Heimat.

Heinrich „Henry" August Julius Knüppel

von: Ilka Knüppel, Baltimore, MD

Heinrich „Henry“ August Julius Knüppel wurde am 14. März 1904 in Liebenau, Deutschland, geboren. Er war der zweite Sohn von Adolf Heinrich Julius Knüppel und Caroline Dorothea (Graue) Knüppel. Sein Vater Adolf starb am 6. Oktober 1913, und seine Mutter musste vier Kinder großziehen: Adolf Fritz, 15 Jahre alt, Heinrich, 9 Jahre alt, Sophie, 7 Jahre alt, und Caroline „Linchen“, 5 Jahre alt.

Vor ihrem Haus am Hausplatz an der Langen Straβe in Liebenau steht Caroline Knüppel mit Linchen im Arm, daneben Sophie. Die Jungen, Henry und Adolf Fritz, stehen näher zur Kamera. Dieses Gebäude existiert nicht mehr. Das Foto entstand etwa 1909-1910.

Ich erinnere mich, dass mein Großvater sein ganzes Leben lang Probleme mit seinen Füßen hatte. Er schob es immer darauf, dass er in seiner Jugend Holzschuhe tragen musste, die nicht richtig passten. Auf dem Bild links sieht man, dass die Jungen Holzschuhe trugen. Henry erzählte seiner Tochter, dass Holzschuhe gut zum Rutschen auf Schnee und Eis seien!

Henry besuchte die Schule in Liebenau. Es gibt mehrere Schulbilder, ein Gruppen- und ein Einzelbild. (cirka 1911/12)

Auf dem rechten Foto steht Henry am linken Ufer der Groβen Aue, gegenüber der Mühle in Liebenau, die heute noch existiert.

Im Jahr 1922 arbeitete Henry als Elektrikerlehrling bei seinem Onkel in Hamburg. An den Wochenenden fuhr er mit dem Zug nach Hause, um seine Mutter zu besuchen. Es war die Zeit, in der viele Menschen in Deutschland unter der Weltwirtschaftskrise litten. Für seine Arbeit verdiente Henry 10 Reichsmark pro Woche. Am Bahnhof in Liebenau gab es ein Schild, auf dem die deutsche Mark mit dem amerikanischen Dollar verglichen wurde. Henry sah, dass seine zehn Mark einen amerikanischen Dollar wert waren. Dies war der Auslöser für seine spätere Auswanderung nach Amerika. Henry erzählte seiner Mutter: „Ich habe die ganze Woche gearbeitet, um einen Dollar zu verdienen. Ich glaube, Onkel Henry (Graue) hat Recht, dass ich nach Amerika kommen muss“.

Endlich in AMERIKA!

Henry wanderte 1923 an Bord des Schiffes „München“ nach Amerika aus.

Henry kam am 30. November 1923 in New York City an. Er nahm den Zug nach Washington, wurde aber durch die amerikanischen Schilder verwirrt und stieg in Baltimore, Maryland, eine Station zu früh aus. Er musste die Nacht auf dem Bahnhof verbringen und seine Reise nach Washington DC am nächsten Tag fortsetzen. Sein Onkel Henry Graue, der am Quincy Place NW 63 in Washington DC wohnte, unterstützte ihn. Henry lebte mehrere Jahre lang mit seiner Tante Sophia und Onkel Henry am Quincy Place. In dieser Zeit arbeitete er hart, zahlte seinem Onkel und seiner Tante die Passage zurück, schickte seiner Mutter Geld nach Hause und unterstützte sich selbst. Henry arbeitete für kurze Zeit bei der Holmes Pie Company und als Hilfskellner im Willard Hotel in Downtown DC. Da er in Deutschland vier Jahre lang eine Lehre als Elektriker absolviert hatte, konnte er sich in den USA zum Elektriker ausbilden lassen, was fortan sein Beruf war. Henry installierte die elektrische Beleuchtung im Sibley Hospital und im Stadthaus des späteren Präsidenten der USA, John F. Kennedy, in Georgetown.

Henry fuhr 1928 zu einem Besuch nach Deutschland. Er kehrte mit seiner Familie und seinen Freunden, Eleanor, Minnie und Rudy Boehs, Willy Windel und Henry Wehrenberg nach Amerika mit der „ Dresden“ zurück.

Henry heiratete am 17. Oktober 1936 in Baltimore, Maryland, in der St. Paul's Lutheran Church, einer deutschsprachigen Kirche, eine weitere deutsche Einwanderin, Elsbeth Perlitz. Sie bekamen einen Sohn, Henry, geboren 1937, und eine Tochter, Helen, geboren 1944.

Henry lebte bis 1966 in DC, bis er sich nach seiner Pensionierung mit Elsbeth auf eine Farm in Berkeley Springs, West Virginia, zurückzog, wo ihre sieben Enkelkinder sie oft besuchten.

Henry kehrte 1977 für einen weiteren Besuch nach Liebenau zurück. Zu diesem Zeitpunkt war nur noch seine Schwester Linchen (Knüppel) Freese am Leben.

Henry starb 1995 im Alter von 91 Jahren im Haus seines Sohnes in Woodbine, Maryland, USA.

Er und Elsbeth waren 59 Jahre lang verheiratet gewesen.

Norman Ronnie Schulze

Hallo, ihr Schulzes auf der ganzen Welt! Ja, ich bin einer von euch! Auf dem Bild findet ihr mich vor der Eingangstür zur Liebenauer Sankt Laurentius Kirche. Umrahmt von meinen drei Söhnen und zwei Liebenauer Fremdenführern. (2017)

Warum ich diese Seite ins Internet gestellt habe? Nun, um etwas mehr über meine Vorfahren zu erfahren. Meine Verwandten in Amerika sind leider sehr geizig mit Informationen oder können sich einfach nicht mehr an Vergangenes erinnern. Vielleicht bekomme ich ja auf diesem Weg einiges über mich heraus. Doch nun zu meinen mit großen Schwierigkeiten herausgefundenen Fakten:

Mein Name ist Norman Ronnie Schulze. Ich wurde am 12. Mai 1936 in Roanoke, Virginia, USA geboren. Meine Eltern sind Ernst Heinrich Karl und Euqual Uvula (Baker) Schulze. Sie ermöglichten mir eine umfassende Ausbildung, die ich 1958 mit dem Bachelor of Science in Physik an der University of Chicago abschloss.

Bis zu meiner Pensionierung arbeitete ich als Ingenieur und Manager für Systemsicherheit am National Aeronautics and Space Administration/Johnson Space Center in Houston und Washington. Besonders stolz bin ich auf mein Mitwirken an der Apollo 11 Mission (Die erste bemannte Mondlandung 1969).

1960 heiratete ich Joan Francis Lipps. Aus unserer Ehe gingen drei Söhne hervor: Ronald, Erich und Byron.

In meiner Freizeit betätigte ich mich bei den Boy Scouts American und als Trainer beim Chantilly Soccer Club in Clifton. Daneben höre ich gerne deutsche Volksmusik, lese oft Gedichte von Klassikern der deutschen Literatur und erfreue mich an der Lektüre der Broschüren „Geschicht(chen) zur Liebenauer Geschichte“.

Doch nun zu meinen Vorfahren:

Mein Großvater, Gottlieb Wilhelm Schulze, wurde 1827 in Liebenau im Königreich Hannover geboren. Gottlieb lebte bei seinen Eltern Johann Gottlieb und Marie Elisabeth in einem Fachwerkhaus in der Langenstraße 54. (Das Bild links ist eine Wasserfarbenzeichnung einer Liebenauer Künstlerin.)

Er wanderte 1860 mit dem Dampf-Segelschiff „Globus“ nach Amerika aus. Dort zog es ihn von New York in eine der größten Gruppe von deutschen Einwanderern nach Baltimore.

In Baltimore schlug er sich schlecht und recht mit Gelegenheitsarbeiten durch die ersten Monate in seiner neuen Heimat.

Auf dem Maitanz der German Society of Maryland traf Gottlieb seine spätere Ehefrau Eleonore Meyer, die als Kindermädchen bei dem Rohrstuhlmacher, Henry Krummdyke, angestellt war. Eleonore stellte Gottlieb dem Fabrikanten vor. Als dieser erfuhr, dass Gottlieb in Liebenau als Geselle in einer Papiermühle gearbeitet hatte, schlug Krummdyke ihm vor, auf seinem Fabrikgelände eine Kartonage-Fabrik zu errichten und deren Finanzierung zunächst zu übernehmen.

Die Kartonfabrik wurde ein voller Erfolg, so dass Gottlieb sie seinem Sohn Ernst Heinrich Karl schuldenfrei übergeben konnte.

Mein Vater Ernst heiratete 1892 meine Mutter Euqual Uvula (Baker). Als ihr einziges Kind kam ich am 12. Mai 1936 zur Welt.

Mit meinen Söhnen Ronald, Erich und Byron unternahm ich 1917 eine Reise im Sinne von „Back to the roots“ zu meinen Verwandten in Deutschland. Es waren noch weitere Reisen geplant, doch dann kamen leider Corona und andere Erkrankungen dazwischen. Ich bin jetzt über 90 Jahre alt und bin dankbar, dass ich meine Söhne noch einmal an den Ursprung unserer Familie führen konnte. Ich selbst werde sicherlich keine weitere Reise nach Deutschland unternehmen können. Deshalb möchte ich mich auf diesem Wege noch einmal für die herzliche Aufnahme bei den letzten Reisen bedanken. Bitte behalten Sie meine Söhne und mich in guter Erinnerung.

In Dankbarkeit

Norman Ronnie Schulze

Friedlinde Buchholz

von: Christine Wilson, Dublin, OH

Hallo, mein Name ist Christine Wilson. Ich lebe mit meiner Familie in Dublin, einem Vorort von Columbus im Staate Ohio, USA. Doch dieses ist nicht meine Geschichte, sondern die meiner Mutter, Friedlinde Buchholz, die 1951 in Hamburg ein Auswandererschiff bestieg, das sie bis nach Ellis Island in New York brachte.

Meine Mutter wurde im Jahr 1931 in Liebenau geboren. Die Nazi-Herrschaft und den Zusammenbruch des Deutschen Reiches erlebte sie als 14-jährige. Später durfte sie in Hannover eine Handelsschule besuchen. Obwohl der Betrieb ihres Vaters mit Kolonialwarenhandlung und Kohlenhandel gut lief, sah sie für sich keine Zukunft in Liebenau. Sie wollte diese selbst gestalten. Bei den vielen Amerika-Auswanderern in ihrer näheren Verwandtschaft gab es genug Beispiele für wirtschaftliches Wohlergehen und auch für die ersehnte persönliche Freiheit.

Friedlinde mit Tante und Mutter

In Amerika kam sie zunächst bei ihrer Tante in Washington unter und bewarb sich gleich um eine Anstellung bei einem Bäcker Toublanc. Der wollte sie zunächst nicht nehmen, weil ihr Englisch nicht ausreichte. Seine Frau aber, die Friedlindes Auftreten und ihren Ehrgeiz schnell erkannte, half ihr beim Lernen der ersten englischen Wörter.

Später arbeitete sie im Kaufhaus Woolworths und verdiente schließlich genug Geld für eine Hin- und Rückreise nach Liebenau, um ihre Familie zu besuchen.

Als sie im folgenden Jahr in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, stand für sie endgültig fest, dass ihre Zukunft in den USA sein würde. Sie wollte als erstes ihr Englisch verbessern. Sie wünschte sich auch eine zusätzliche Buchhaltungsausbildung und bewarb sich um Zulassung zum Strayer’s Business College auf dem Campus in Washington, D.C. Zuerst wurde ihr die Aufnahme verweigert, weil ihr Englisch nicht ausreichte, aber sie bewarb sich weiterhin. Beeindruckt von ihrer Entschlossenheit und Beharrlichkeit begann die Zulassungsstelle, ihr jede Woche Listen mit 100 neuen Vokabeln zu geben. Am Ende jeder Woche testeten sie sie und gaben ihr eine neue Liste. Nach vielen Monaten harter Arbeit wurde meine Mutter in das Programm aufgenommen und schloss es Mitte der 1950er Jahre ab. Sie arbeitete auch hart daran, US-Staatsbürger werden, und erreichte dieses Ziel in 1957.

Im selben Jahr lernte sie William Lawrence (Larry) Jarvis in Washington, D.C. kennen, und sie heirateten im Jahr 1958. Die Familie wohnte bis 1973 in Fairfax, Virginia, und zog dann nach Terra Alta, West Virginia. Meine Mutter flog viele Male mit Larry und ihren mittlerweile vier Kindern über den großen Teich, um ihre Eltern und Brüder

in Liebenau zu besuchen, und auch diese reisten mehrfach in die USA, um sie zu besuchen.

Der Dienst an anderen lag Friedlinde immer am Herzen, für Familie und für Freunde, aber auch für ehrenamtliche Arbeit in der Schule von Terra Alta, wo sie zwanzig Jahre lang Grundschülern Deutsch beibrachte. Sie arbeitete gern mit ihren Händen: Stricken, Nähen und Klöppeln, was auch einigen Liebenauer Klöpplerinnen bekannt sein dürfte.

Meine Mutter Friedlinde starb im Jahr 1987 in Terra Alta nach einem viereinhalbjährigen Kampf gegen ALS.

Um den Wunsch ihrer Mutter zu erfüllen, wurde ihre Urne in Liebenau beigesetzt.

Die Verbindung zwischen den Verwandten in Deutschland und den USA blieb aber bestehen

und wird wohl auch für zwei weitere Generationen nach ihr wichtig bleiben.

Momente der Geschichte

Liebenau und die „Verschickungskinder“

Du, Oma. Mama hat mir erzählt, dass früher ganz viele Kinder zur Erholung in eine Kur geschickt worden sind.

Waren die denn alle krank? Und haben dich deine Eltern auch verschickt?

Nein, meine Kleine. Richtig krank war eigentlich keines dieser Kinder. Vielleicht ein bisschen zu dünn, zu klein für ihr Alter und auch häufig erkältet, aber sonst ganz gesund. Oder weil sie zu blass, zu dick, zu dünn waren, weil sie Asthma, Tuberkulose oder Neurodermitis hatten. Wenn das Kind zu winzig war, so lag das oft an seinen kleinen Eltern. Und wenn es zu mager war, lag es meistens daran, dass die Kinder früher den ganzen Tag draußen rumtobten, sich die überschüssigen Pfunde abrannten und nicht wie heute die ganze Zeit vor dem Fernseher sitzen und mit ihrem Smart-Phone daddeln.

Während des Krieges herrschte allerdings besonders in den Städten bittere Armut und Hunger. Das betraf natürlich in großem Maße die Kinder. So entstand die Idee, Kinder und Jugendliche zur Erholung in Kinderheime in besonders gesunde Gegenden, an die See und in die Berge wegen der guten Luft zu schicken. Doch nach dem Krieg standen die vielen Erholungsheime leer, und da hatten die Vertreter unserer gemeinnützigen Vereine den tollen Einfall, die nun leerstehenden Heime mit angeblich erholungsbedürftigen Kindern vollzustopfen! Eine sichere Einnahmequelle für die Kurorte. Die Kosten dafür trug die gesetzliche Krankenversicherung oder die Rentenversicherung, die zum Ausgleich Steuergelder bekamen. Die wirklichen Nutznießer dieser Maßnahmen waren aber kirchliche und staatliche Wohlfahrtsorganisationen!

Übrigens, meine Kleine: Meine Eltern haben mich nicht verschickt!

Und so gab es auch in Liebenau wie in jedem größeren Dorf an den Ufern von Weser und Aue eine Frau, die sich tagein, tagaus um die Wehwehchen der Mitbewohner kümmerte. In unserem Dorf war es die Dorfschwester.

In jedem etwas größeren Flecken an den Ufer von Weser und Aue gab es einen Mann, der sich in der Woche um die ernsthaften Verletzungen der Mitbewohner kümmerte. In unserem Flecken war es der Dorfdoktor.

Gemeinsam war diesen beiden „Kümmerern“, dass sie praktisch über Nacht ihre soziale Ader entdeckten. Den hungernden, abgemagerten und verelendigten Kindern galten jetzt ihre gemeinsamen Anstrengungen. Ihre selbstlose Sorge um die armen Heranwachsenden entdeckten sie, als die Dorfschwester dem Dorfdoktor bei einer unwichtigen Behandlung assestierte:

Der Dorfschuster, bereits am Morgen leicht duselig, hatte sich beim Besohlen eines Stiefels mit dem Hammer auf den Sack geschlagen. Nun musste das wichtige Stück gekühlt und gesalbt werden.

Ganz beiläufig bemerkte der Dorfdoktor: „Du, Hermine. Ich habe da neulich einen Brief vom Deutschen Roten Kreuz bekommen. Die wollen, dass wir 10 Kinder benennen, die zur kostenlosen Erholung geschickt werden sollen. Kannst du nicht mal bei den Eltern und in der Schule vorbeigehen und Reklame für diese Verschickungen machen?“ „Aber gerne doch, Herr Doktor“, entgegnete die Schwester. Unser Doktor hatte dabei ganz geflissentlich vergessen die 70 DM für die Untersuchung und die Begutachtung zu erwähnen, die er für jedes kurwillige Kind bekam.

Gleich am nächsten Tag marschierte die Dorfschwester los. Sie zeigte den Bauern, Arbeitern, Handwerkern und Kaufleuten farbenprächtige Bilder von Kinderheimen in tollen Landschaften und lobte die Verschickung in den höchsten Tönen. „Für euer Kind kann solch eine Kur nur gut sein. Denkt doch mal an die frische Luft an der Nordsee oder an das milde Klima im Harz. Und an das gesunde Essen und den Spaß, den euer Kind haben wird. Das Tollste daran ist, dass es euch keinen Pfennig kostet, sogar die Bahnfahrt wird vom Staat bezahlt. Also, nichts wie los in den Urlaub mit euren Kindern!“

„Aber unsere Blagen sind doch gar nicht so mickrig, schwach und blutleer. Außerdem brauchen wir unsere Jungens hier für die Feldarbeit und die Mädchen für die Hilfe in Haus, Garten und Hof.“

„Darauf kommt es doch gar nicht an“, beschwichtigte die Schwester, „die Genehmigung der Erholungskur ist nur eine Kleinigkeit für unseren Doktor.“

„Nee, lass gut man sein, unseren Heini brauchen wir dringend hier“, war die Antwort der meisten Befragten.

In zahhreichen Dörfern an den Ufern von Weser und Aue gab es in diesen Jahren trotzdem viele glückliche Kinder, die sich zum Beginn der großen Ferien an den Bushaltestellen trafen. Dort warteten sie auf Willys alten Dieselbus, der die Kinder in Begleitung einer Tante vom Roten Kreuz zum Bahnhof nach Nienburg bringen sollte. Zu ihnen gehörten auch die beiden Neunjährigen, Fritz und sein bester Freund Helmut. Um den Hals hatte man ihnen ein Schild mit der Aufschrift „Kinderheim Waldsegen, Clausthal-Zellerfeld“ gehängt. Als der Bus angetuckert kam, schnappten sich alle ihren kleinen Koffer, und die erste Etappe des Abenteuer-Erholungsurlaubes begann.

Auszug aus: wikipedia.org/wiki/Verschickungskinder

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

Verschickungskinder ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland, die zur Durchführung von Maßnahmen der Gesundheitshilfe außerhalb des Elternhauses in Heimen untergebracht waren (sog. Kinderkuren).

Grob geschätzt waren 3 Millionen Menschen betroffen. Andere Schätzungen gehen sogar von 8 bis 12 Millionen Kindern aus. Die Verschickungen erfolgten von der Nachkriegszeit bis in die 1990er Jahre für zwei- bis sechswöchige Aufenthalte in Kinderheimen und -heilstätten. Kleinkinder wurden gemeinsam oder auch alleine verschickt, darunter auch Kinder ab dem zweiten Lebensjahr.

Im Jahr 1963 waren in der BRD 839 Kinderheilstätten und Kinderheime mit 56.608 Betten ausgewiesen. An- und Abreise erfolgte meist per Bahn in Kleingruppen (in 1977 transportierte die Bahn 518.000 Kurkinder), aber auch per Bus.

Dabei wirkten Gesundheits- und Jugendämter zusammen. Verschickt wurden Kinder und Jugendliche, deren Gesamtkonstitution durch äußere Schäden, Unterernährung, Mangelernährung oder Mangel an Licht, Luft und Bewegung bereits gefährdet war, chronisch kranke Kinder und Jugendliche, beispielsweise bei Erkrankungen an aktiver Tuberkulose oder Kinderlähmung, aber auch Kinder ohne erkennbare Gründe.

Systematik und Infrastruktur basierten weitgehend noch auf der Kinderlandverschickung (KLV), die schon während der Weimarer Republik und unter der Herrschaft der Nationalsozialisten bestanden hatte. Während des Zweiten Weltkriegs hatte sie dann der Evakuierung von Stadtkindern vor alliierten Luftangriffen gedient (sogenannte Erweiterte KLV) und bezweckte nicht mehr die Erholung der Kinder.

In vielen Verschickungsheimen herrschte über lange Zeit ein strenger, vereinzelt noch von der NS-Ideologie geprägter Umgang mit den Kindern. Dazu gehörten Erprügeln von Gehorsam, strenge Sauberkeitsforderungen, körperlicher Zwang und das Diktat der Uhr^. Psychische und körperliche Gewalt wurde von den Kindern erlitten. Zur Verschleierung der Umstände mussten viele Kinder vorgegebene Texte von einer Tafel auf Postkarten abschreiben, die dann an die Eltern nach Hause geschickt wurden.

2017 legte eine Radioreportage negative Zustände in vielen Kinderkurheimen der 1950er bis 1970er Jahre offen. Betroffene berichteten darin von Zwangsernährung, Gewalt, Isolationsstrafen und auch sexuellem Missbrauch in Einrichtungen der Diakonie, des Bundesbahnsozialwerks, privater Träger oder katholischer Organisationen.

Der Beitrag verweist auch auf die zahlreichen Berichte im Internet, in denen Betroffene die Verschickungsheime als „brutale Zuchtanstalten“ beschreiben, ordnet sie als NS-Erbe ein und beschreibt die Ausbeutung der Kurkinder als einen mutmaßlich verbreiteten Geschäftszweig.

Im Mai 2020 forderten die Jugend- und Familienminister der Länder den Bund auf, ein Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Schicksale der Verschickungskinder zu initiieren, um die Anzahl der Betroffenen und die institutionellen, strukturellen, individuellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen umfassend aufzuklären. Einzelne Bundesländer wollen sich um eine Unterstützung der Geschädigten bemühen, beispielsweise durch niederschwellige therapeutische Hilfsangebote.

Im Januar 2022 veröffentlichte das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen eine Studie zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Kinderverschickungen. Die früheren Organisationsformen der Kinderheime werden darin durchaus mit psychiatrischen Kliniken oder sogar mit Gefängnissen verglichen.

Heute sind viele der früheren Heime in Mutter-Kind-Kurkliniken umgewandelt worden.

Auf den folgenden Seiten erzählen Kinder aus Liebenau

von ihren Erlebnissen in ehemaligen Erholungsheimen.

In unserer heutigen Folge der Reihe „Zeitzeugen berichten“ beschäftigen wir uns mit den Verschickungskindern in den 60er Jahren. Die noch lebenden Zeitzeugen der sogenannten Kinderlandverschickung hier in Liebenau zu finden, war nicht einfach, immerhin sind die meisten der damals Verschickten schon über 70 Jahre alt. Außerdem hatten viele ihre Erlebnisse in den Kinderheimen verdrängt und wollten an diese Zeiten nicht mehr erinnert werden. Deshalb möchten wir uns ganz herzlich bei den wenigen bedanken, die uns auf unsere Fragen Antworten gegeben haben.

„Dein Liebenauer Geschichtsbote“ (LgB)

Unsere Interviews (Gedächtnis-Protokolle) beginnen mit Harald Baade, einem damals Siebenjährigen aus Liebenau.

Lgb: Hallo, Harald! Es ist schön, dass du uns etwas erzählen willst von deinen Erlebnissen, Erfahrungen und Geschichten, die du während deines Aufenthaltes als Verschickungskind auf Borkum gemacht hast. Wann hast du denn von deiner Verschickung erfahren?

Harald: Das war gleich zu Beginn der Sommerferien. Mein Vater sagte mir beim Abendbrot, dass er mich zu einem Kuraufenthalt auf Borkum angemeldet habe. Mama würde mich Montag zum Bus nach Nienburg bringen, von dort ginge es dann mit Zug und Schiff weiter auf die Insel. Ich fing gleich an wütend zu heulen. Doch als Mama mir sagte, dass Rogges Heinzi auch mitkommen würde, war ich schnell wieder beruhigt und konnte den Montag kaum erwarten.

LgB: Wie war es denn so bei der Anreise und auf der Insel Borkum? Was hat dich am meisten geprägt?

Harald:

Ich, aus gutbürgerlichem Haus, habe immer geglaubt, so etwas gibt’s doch nicht. Das hast du dir doch alles eingebildet. Aber als 2020 die ersten Berichte im Fernsehen waren, wurde das Unglaubliche wahr.

Ferienheimkind zu sein, leider sind die wahren Erinnerungen verblasst, und nur noch Fragmente übrig, war kein Kunststück. Schließlich meinte man es gut mit mir, aus der Sicht der unwissenden Eltern.

Aber was man so im zarten Alter von 7 Jahren bis dato merken kann, soll hier erzählt werden:

Ich weiß, dass ich von der grauenvollen Welt als verstört heimkehrte. So hat man mir das in meiner Nachfrage bei einer bekannten damaligen Verkäuferin aus unserem Laden bestätigt.

Leider sieht man sich auch heute noch, je nach Situation, unbewusst wieder auf der Insel Borkum mit den damaligen Ereignissen. Ob gewisser Lärm, starkes Heimweh, eben alles, was einem im Alltag der Heimkinder negativ passiert ist.

An einen Marterpfahl wird man angebunden und drangsaliert. Nur hier übernimmt das das Gehirn eines Kleinkindes.

Wie all die anderen Kinder, bekam ich einen Zettel um den Hals mit einer Botschaft, die man ja nicht lesen konnte, weil die Einschulung ja erst nach dem Aufenthalt losgehen sollte.

Das machte mich das erste Mal hilflos. Ich fuhr also ins unbekannte Nirgendwo, wie ein Gegenstand und nach Borkum verfrachtet.

Auch das war unbekannt. Eine Insel ? Die Fahrt begann schließlich ab Nienburg mit einer Dampflok und einem riesigen Getöse dieses eisernen Rosses.

Selbst wenn ich später im heimischen Garten (liegt an der Eisenbahnstrecke Richtung Steyerberg) einen Dampfzug hörte, lief ich schnell weg und versteckte mich. Wieder eiskalt abgeholt zu werden, ohne Verbindung zu Muttern und Vatern hätte ich nicht überwunden.

Man muss sich das so vorstellen: Einmal angekommen im Verschickungsheim gab‘s kein Telefon, um mal eben „alles gut“ zu sagen. Man war halt wie ein Gegenstand, an dem man Geld verdiente, verdammt.

Ich hatte nie das Gefühl kränklich zu sein. Wenn‘s dann mal ein Paket aus der Heimat gab, wurde es an alle aufgeteilt. Selbst dabei nahm man einem die Würde. Das Schicksal, abgeschnitten von den Eltern, die Angst und Verzweiflung nicht mehr nach Hause zu kommen waren essentiell, also lebenswichtig. Nein, überlebenswichtig.

Das hat sich bis heute nicht abgebaut. Selbst in der Ausbildung, bei fremden Eltern untergebracht sein zu müssen, weil das Zuhause eine Tagesreise entfernt war, eine Qual.

Im Verschickungsheim auf der Insel Borkum waren wir in einem Schlafsaal mit vielen Leidenden untergebracht. Den anderen Kleinkindern ging es ja nicht besser wie mir. Die einen sollten an Gewicht zunehmen, dazu gehörte ich, die anderen Kinder abnehmen, weil wohl zu dick.

Jedenfalls hatte ich das damals so verstanden, mit 7 Lebensjahren.

Nur die Not und der Zufall machte es möglich, dass ich meine Tischmahlzeiten mit jemanden heimlich tauschen konnte, der wegen Übergewicht im Kinderheim war. Ich nahm also nicht an Gewicht zu. Mein Nachbar nahm einfach nicht ab, denn schließlich hatte sich ein Tauschgeschäft mit der Nahrung entwickelt. Im Ergebnis, waren wir wohl beide zufrieden.

Leider erinnere ich mich nur an wenige gute Stunden bei dem Aufenthalt auf Borkum.

Eine Tante, so mussten wir die Aufsichtspersonen nennen, hatte mir ein Kindergebet beigebracht: „Wo ich gehe, wo ich stehe, ist der liebe Gott bei mir.“

Der Zuspruch von dieser Person tat mir gut, um nicht weiter in meiner Trostlosigkeit gefangen zu sein. Nach Wochen des Aufenthaltes und keinerlei Kontakt zum Elternhaus weit, weit weg, wurde die innere Verzweiflung größer und größer.

Sehe ich die Heimat jemals wieder? Das verfolgt mich bis heute! Heimweh, ohne Erklärung zu erleben, in den ersten Lebensjahren, kann man nicht wieder aufholen.

Dass ich mir das im Nachhinein alles nur einbilden konnte, wurde durch zwei Schwarzweiß-Fotos widerlegt, deren Rückseite meine Mutter mit Text und Datum signiert hatte. Diese Fotos, so nehme ich an, sind den Eltern wohl zugeschickt worden. Die Bilder habe ich erst nach dem Ableben meiner Mutter gefunden, so dass ich sie nicht mehr fragen konnte.

Erst als ich 2020 mehrfach über die sogenannten Verschickungsheime gelesen habe, und alles im Fernsehen betrachten konnte, habe ich gewusst: „Junge, das hast du dir nicht eingebildet. Das ist wirklich passiert!“

Meine Eltern haben mich nach dem Aufenthalt auf der Nordseeinsel nicht wieder verschickt. Meine Schwester Ursula, die in St. Peter Ording in einem Verschickungsheim war, kann bis heute keinen Grießbrei essen.

Bleibt noch anzumerken:

Ich bin nicht körperlich misshandelt worden, außer dem Toilettenverbot in der Nacht. Es war schlichtweg verboten, das Bett zu verlassen. Trotzdem schlich ich mich über den Flur im Kriechgang an der Schwester Oberin vorbei, die gerade Nachtwache hatte, und vielleicht bemerkte sie mich auch nicht. Ich sehe es noch vor meinem wachen Auge. Da saß eine Tante an einem Schreibtisch mit einer Lampe und las in ihrem Buch rechter Hand von mir. So was vergisst man einfach nicht. Flach an der Wand lang, erreichte ich mein Ziel. Erwischt hat man mich nie bei meinen nächtlichen Abenteuern. Und wie stolz war ich, als nächsten Tag die Betten-Kontrolle war, und meine Schlafstätte wie gewünscht aussah. Aber so manches Mal, mit dem Blick zum Nachbarn, waren die Kinder betroffen und bekamen ihre Strafe. Wie die aussah, erinnere ich mich nicht mehr.

LgB: Vielen Dank, Harald, dass du uns alles, was in deinem Gedächtnis haften geblieben ist, so offen erzählt hast. Wir wünschen dir für die Zukunft alles Gute und hoffen, dass die „schlechten Gedanken“ an Borkum für immer aus deinem Kopf verschwinden.

Der zweite Interviewpartner unserer Zeitzeugenreihe ist Karl-Heinz (Die Namen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert) einem damals Neunjährigen.

Lgb: Hallo, Karl-Heinz! Wir finden es ganz toll, dass du uns etwas erzählen willst von deinen Erlebnissen, Erfahrungen und Geschichten, die du während deines Aufenthaltes als Verschickungskind auf Langeoog gemacht hast. Aber Karl-Heinz war nicht nur auf Langeoog, sondern noch an einem anderen Ort. Doch davon später. Vielleicht beginnen wir mit einer kurzen Schilderung deiner damaligen Lebenssituation, damit sich die Leser ein besseres Bild von deiner Person machen können. Möchtest du uns davon erzählen?

Karl-Heinz: Ich bin unehelich geboren, und das zog sich durch mein ganzes Leben. Wir wohnten damals in einer Gaststätte, die meinem Großvater gehörte. Opa und Oma waren praktisch mein Elternersatz. die mich bis zu meinem Schulzeitende erzogen.

Lbg: Und wie begann das nun mit deiner Verschickung nach Langeoog?

Karl-Heinz: Eines Abends hörte ich, wie meine Mutter zu meinem Stiefvater sagte, dass unser Arzt sie gefragt habe, ob wir nicht unseren Karl-Heinz zur Erholung auf die Insel Langeoog schicken wollen. Mein Stiefvater antwortete, dass das dem Karl-Heinz bestimmt gefallen würde. Die gute Luft und die tolle Zeit an der Nordsee usw. Gleich am nächsten Morgen packten sie meinen kleinen Koffer und am Tag darauf brachte mich Mutter zur Bushaltestelle. Um den Hals hatten sie mir ein Schild mit meinem Namen, meiner Adresse und meinem Zielort gehängt. Wir fuhren nach Nienburg, mit dem Zug nach Bremen, nach Bensersiel und dann mit dem Schiff nach Langeoog. Zu Fuß ging es über mehrere Kilometer mit dem schweren Koffer in der Hand ins Erholungsheim „Düne“.

Dort erwartete mich ein hoher Zaun, ein Holzbett wurde mir zugeteilt und gleichzeitig wurde mir befohlen, wann ich morgens zum Frühstück (6 Uhr) frisch gewaschen zu erscheinen habe. Es gab jeden Tag den gleichen Fraß: altes Brot und billige Wurst, mittags oft Eintopf mit Speck und abends wieder wie beim Frühstück.

Tagsüber haben wir viel Sport gemacht. Obwohl das Kurheim ziemlich dicht am Strand lag, habe ich die Nordsee in den drei Wochen nie gesehen! Mein einziger Wunsch war: Nach Hause, nach Hause. Zurück zu Oma und Opa.

Zuhause suchte uns gleich eine Schwester vom Jugendheim auf. Sie wollte meinen Allgemeinzustand prüfen und drückte mit eine grüne Flasche mit Lebertran in die Hand. „Davon trinkst du nun jeden Tag zwei Löffel!“ Worauf meine Oma erwiderte: „Das fischige Zeug mag mein Enkel überhaupt nicht.“ „Das geht Sie gar nichts an. Er hat das einfach für seine Gesundheit zu schlucken!“

Meine Oma fragte: „In welchem KZ haben Sie denn gearbeitet?“ Die Tante vom Jugendamt schmiss die Tür zu und ward‘ nicht mehr gesehen.

Trotzdem stand sie ein paar Wochen später wieder vor unserer Tür. Diesmal in Begleitung unseres Dorfpolizisten. Mir schoss sofort wieder „Langeoog“ in den Kopf. Dann würde ich sofort abhauen und als blinder Passagier nach Amerika fahren!

LgB: Du, Karl-Heinz. Was ist denn da passiert. Erzähl doch mal. Warum sind die beiden noch mal zu euch gekommen?

„Karl-Heinz wird beschuldigt, das Portemonnaie seiner Lehrerin geklaut zu haben“, schnarrte der Polizist, „das Jugendamt hat eine sofortige Einweisung in das Erziehungsheim Freistatt angeordnet. Herr Rehling, packen Sie für Karl-Heinz was zum Anziehen ein!“

Er packte mich am Schlafittchen und schob mich in den T2: „Ich bin das nicht gewesen“, schrie ich weinend die ganze Fahrt über. Doch es half alles nichts. In Freistatt wurde ich wie ein Verbrecher eingekleidet und musste den ganzen Tag im Moor kleine Birken rausziehen. Abends wurde um 8 Uhr das Licht ausgemacht, dann durften wir bis morgens um 6 das Zimmer nicht mehr verlassen.

Wochen später klärte sich die falsche Beschuldigung auf: Einer der Kröger-Brüder hatte bei Milch-Olli mit einem Heieirmann bezahlt. Olli meldete das der Polizei. Der Dieb gab zu, dass er das Geld bei der Lehrerin geklaut hatte.

Daraufhin holte mich mein Großvater sofort aus Freistatt ab. Es gab weder eine Entschuldigung noch eine Entschädigung. Nur den Befehl, die Schnauze über den ganzen Vorfall zu halten.

Trotzdem sah mich Langeoog Jahre später wieder. In der 8. Klasse fuhr ich mit meiner Schulklasse auf die Insel und auch in dasselbe Heim. Dort hatte sich alles verändert: Das Personal war neu, der Zaun war weg und das Essen war sehr gut. Dadurch kamen bei mir Gott sei Dank keine schrecklichen Gefühle an die scheußliche Zeit davor hoch.

Heute bin ich schon über 70 und meine schlimme Vergangenheit habe ich hinter mir gelassen und bereitet mir keine Sorgen mehr.

Die nächsten Interviewpartner unserer Zeitzeugenreihe sind Fritz und Helmut (Die Namen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert) zwei damals Zehnjährige.

Lgb: Hallo, Fritz und Helmut! Wir finden es ganz toll, dass ihr uns etwas erzählen wollt von euren Erlebnissen, Erfahrungen und Geschichten, die ihr während eures Aufenthaltes als Verschickungskinder im Harz gemacht habt. Vielleicht beginnen wir mit einer kurzen Schilderung eurer damaligen Lebenssituation, damit sich die Leser ein besseres Bild von euch beiden machen können. Möchtet ihr uns davon erzählen?

Fritz: Natürlich. Warum denn nicht! Doch ich möchte noch etwas vorausschicken, auf das ich ganz stolz bin. Mein Klassenlehrer in der Volksschule, Herr Bomhoff, hatte meinen Vater endlich davon überzeugen können, dass ich auf die Oberschule nach Nienburg gehen sollte. Er würde mich dort anmelden.

Einige Tage später kam mein Freund Helmut mit seiner Mutter zu uns. Sie meinte, dass Helmut und ich in den Sommerferien in eine Kinderkur geschickt werden sollten, damit wir beide fit für den schwierigen Schulanfang auf der Albert-Schweitzer-Schule wären. Sie würde beim Deutschen Roten Kreuz einen Antrag auf Kinderverschickung stellen. Und so geschah es dann auch.

Lgb: Und wie ging es dann weiter?

Helmut: Gleich am Anfang der Sommerferien fuhren wir mit Bus und Bahn in Begleitung einer Schwester vom Roten Kreuz nach Hannover. Von dort ging‘s mit dem Zug nach Goslar. Am Bahnhof holte uns ein kleiner Bus vom Kinderheim „Waldsegen“ in Clausthal-Zellerfeld ab. Wir waren beide sehr aufgeregt und gespannt, was uns dort erwarten würde.

Fritz: Wir wurden sehr freundlich empfangen und in unseren Gruppenschlafraum gebracht. Unsere paar Klamotten verstauten wir in einem Spint, doch die Schachtel mit den von zu Hause mitgebrachten Süßigkeiten wurde uns abgenommen und in einen Blechbehälter geschüttet. Den anderen Neuankömmlingen erging es genauso. „Macht euch nichts draus“, beschwichtigte uns unsere zukünftige Gruppentante Inge, „ihr dürft euch jeden Morgen nach dem Frühstück einen Bonbon aus dem Eimer nehmen“. „Na, das lässt sich ja gut an“, dachte ich mir.

Lgb: Helmut, erzähl uns doch ein bisschen über euren Tagesablauf!

Helmut: Es war alles genau geregelt: Morgens um 7 Uhr wecken, dann waschen, danach um 8 Uhr Frühstück mit Graubrot, Butter, Marmelade und Milch. Sonntags gab‘s sogar Weißbrot mit Honig und ein Ei. Auch das Mittagessen war sehr gut: Mittwochs und sonnabends Eintopf, manchmal auch andere Suppen, freitags Fisch und sonntags immer ein großes Stück Fleisch. Im Eintopf schwammen zwar oft große Fettplocken herum, die wir aber in die auf dem Tisch stehende Blumenvase verschwinden ließen. Das haben die Tanten zwar bemerkt, aber sie haben uns nie dafür bestraft oder zum Essen gezwungen.

Fritz: Und einmal die Woche gab es was ganz Leckeres. Nudeln in Tomatensoße. Das schmeckte toll und war uns Dorfkindern ganz unbekannt.

Lgb: Fritz, die Tanten waren also sehr nett zu euch. Auch nachmittags und abends?

Fritz: Nach dem Essen mussten wir eine Stunde ruhen, danach ging’s in Zweierreihen händchenhaltend durch den Ort. Am Ortsrand durften wir die strenge Ordnung auflösen. Dafür war nun fröhlicher Gesang an der Reihe. Mit „Im Frühtau zu Berge, Lustig ist das Zigeunerleben und die klappernde Mühle“ durfte natürlich auch nicht fehlen. Allen in unserer Gruppe hat das sehr gefallen, weil wir zwischendurch auch kleine Spiele spielten: Hahnen- und Reiterkampf, Verstecken, Räuber und Gendarm oder einfach nur so herumtoben.

Helmut: Nach dem Abendbrot mussten wir um halb neun ins Bett. Dort las uns Tante Inge noch eine kurze Gutenachtgeschichte vor. Um neun Uhr war Bettruhe. Meistens schliefen alle 15 Jungen sofort ein, und viele träumten von einem schönen neuen Tag.

Fritz: Wir haben ganz vergessen zu erwähnen, dass wir mit dem Heimbus jede Woche einmal einen Ausflug zu besonderen Zielen in der Umgebung machten. So haben wir die Tropfsteinhöhle, den Bergwerksstollen in Clausthal und den Brocken besichtigt. Der ganze Erholungsaufenthalt war einfach nur toll. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemand von uns Jungen einmal weinte oder Heimweh hatte. Und wenn doch, so hatten wir ja unser Kuscheltier oder unser Schnüffeltuch.

Nur eins hat die Kur bei Helmut und bei mir nicht erreicht: Wir haben beide nicht zugenommen, im Gegenteil, jeder hatte ein Pfund abgenommen. Aber das hat unseren Start an der Nienburger Schule überhaupt nicht beeinflusst! Wir haben uns noch jahrelang an die schönen Erlebnisse während unserer Verschickungskur im Harz erinnert